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Angekommen

Mit uns sind im September auch circa 20 neue Beneficiaries ins Projekt gekommen und es wirkte eher wie ein entfernter Traum, dass diese Kids mal zu einem Team zusammenwachsen und sich gegenseitig nicht grün und blau schlagen.

 

Genau wie wir, mussten die Kids sich erst einmal an den neuen Tagesablauf gewöhnen, aber ich glaube für sie war es noch einmal viel schwerer. Während ich seit 19 Jahren immer wieder an feste Systeme und einen geregelten Tagesablauf gewöhnt bin, kennen unsere Kids teilweise nur das Leben auf der Straße. Sie waren Herr über sich selbst, konnten tun und lassen was sie wollten und eigenes Geld hatten sie auch.

 

Als sie dann ins Rays of Hope Centre kamen stellt sich alles auf den Kopf...

Mit mal gab es einen festen Tagesablauf, eine Anwesenheitspflicht und dann sollten sie auch noch stillsitzen, lernen und nicht streiten. Aber wozu soll ich lesen und schreiben lernen, ich kann doch auch so Geld verdienen. Irgendwie finde ich es ziemlich logisch, dass man den Sinn von Schule dann nicht so wirklich erkennt. Das schnelle Geld ist eben doch ein großer Anreiz, außerdem mussten die Kids da noch nicht um Erlaubnis fragen, wenn sie irgendwo hingehen möchten.

 

Das Ziel von Rays of Hope ist es ja aber nicht nur, dass die Kinder lesen und schreiben lernen, genauso wichtig sind Eigenschaften wie Pünktlichkeit, saubere Kleidung, tägliches Duschen, Zuhören und friedliches Zusammenleben. Ganz schön viele Ziele und am Anfang konnte ich mir bei einigen Kindern nicht so wirklich vorstellen, dass es funktionieren könnte.

Aber in letzter Zeit sieht man immer mehr Fortschritte und gestritten und gekämpft wird auch nicht mehr so viel wie noch m September...

 

Eine große Hilfe diese Ziele zu erreichen, ist wohl das Benoten eines jeden Schülers am Ende des Tages. Gemeinsam mit den Mitschülern werden Punkte für zum Beispiel die pünktliche Ankunft, ein gepflegtes Äußeres und hartes Arbeiten vergeben. Jeden Tag kann somit jedes Kind maximal fünf Punkte sammeln, dass große Ziel ist zu den drei Wochenbesten zu zählen und somit einen der kleinen Preise zu erhalten. Dieses Prinzip funktioniert erstaunlich gut.

 

Ich hätte nie gedacht, dass dieser Erfolg dann doch so stark sichtbar ist.

 

Selbst Hanatu, unser jüngstes Mädchen, macht inzwischen Fortschritte und freut sich wahnsinnig, wenn sie die volle Punktzahl in Zuhören und Lernen erreicht.

So werden unsere Kids immer mehr zu Musterschülern, auch wenn es immer mal wieder Rückschritte gibt oder sich ein Kind dazu entscheidet nicht mehr am Unterricht teilzunehmen. Leider passiert es immer mal wieder, dass einzelne Kinder wieder auf die Straße zurückkehren und nur teilweise kommen sie wieder ins Projekt zurück. Die Umstellung vom eigenen selbstbestimmten Leben und einem strukturierten Leben mit Regeln ist dann vielleicht einfach zu krass.

Trotz dieser Schattenseite freut es uns wahnsinnig die Entwicklung der Kids zu beobachten und wahrscheinlich sind wir am Ende stolzer als sie selbst, wenn sie in ihrer Schuluniform das erste Mal zur richtigen Schule dürfen.

 

Ganz liebe Grüße

 

Eure Jule

 

 

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