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Ein Wochenende im WEM oder doch eher Tatort Volu-Haus?

 

 

 

Hej ihr Lieben,

 

 

 

tja, was da passiert ist, das passiert, wenn Volus einen Zaun bauen…

 

Nachdem der Gärtner im Volu-Garten aktiv war unseren Nutbaum gestutzt und Blume gepflanzt hatte, kam er auf die schöne Idee unseren Vorgarten durch eine Hecke zu begrenzen. Diese Hecke sorgt nun seit zwei Wochen dafür das wir einen Zaun bauen sollen. Inzwischen ist von unserer Hecke, dank der Ziegen, nicht mehr viel zu sehen und einen Zaun haben wir auch noch nicht.

 

Unsere Bauversuche bisher scheiterten jedoch immer an den Materialien und nicht an unseren Fähigkeiten! Wir und Bro Richmond hatten doch recht unterschiedliche und teilweise nur wenig realistische Vorstellungen von Zaunpfählen und daran scheiterte auch Versuch Nummer drei am Freitagmorgen. Also verbrachten wir den Vormittag damit das Haus aufzuräumen und wollten dann nach dem Mittagessen los gehen um mit dem Trotro nach Aykuma ins WEM-Center zu fahren. Da der Zaun aber irgendwann stehen soll telefonierten wir noch einmal mit Richmond und so wurde beschlossen, dass wir uns am Nachmittag um neue Zaunpfähle kümmern und den Zaun bauen sollen. So fragten wir uns bei verschiedenen Handwerksständen durch bis wir ein Sägewerk fanden. Mit langen Holzpfählen auf der Schulter fielen wir „Obrounis“ noch weniger auf ;-). Und dann begann das Farbchaos, denn wir entschieden uns für rote Ölfarbe zum Streichen des Holzes. Wodurch der Boden zur Zeit mehr wie ein Schlachtfeld aussieht und auch die roten Farbkleckse auf unserer Haut immer wieder zu Besorgnis bei verschiedenen Ghanaern führen.

 

Holz auf die passende Länge sägen, streichen und Löcher buddeln und schon war es 6 Uhr und somit dunkel. Auf Grund unseres deutschen Perfektionismus schwebte uns außerdem vor unsere Zaunpfosten einzubetonieren…

Nach einigen Whatsapp Nachrichten mit Richmond hatten wir die Erlaubnis auch noch Beton zu kaufen und so stand der Beschluss den Zaun nächste Woche weiter zu bauen.

 

Total erschöpft vielen wir in unsere Betten, denn der Zaun hatte dafür gesorgt das wir am nächsten Tag schon um 9 Uhr im WEM sein sollten. Das WEM ist übrigens das Internat, das zum Projekt gehört. Durch die ghanaische Anreiseart per Trotro, hieß das für uns, aufstehen um 6 Uhr. Im Trotro wurden die Farbreste auf unsere Haut, dann zum ersten Mal besorgt kommentiert und auch die Mitarbeiter im WEM wollten wissen ob wir uns verletzt hatten.

 

Angekommen im WEM hieß es Betten beziehen und los geht es. Noch etwas fremd und hilflos setzten wir uns zu den Kids auf die Terrasse, weil einen Kontakt zu den Kids hatten wir noch nicht so richtig. Aber erst einmal sollten wir ja auch das Privatkrankenhaus in Dodowa, der nächsten größeren Stadt und die Police Station in Aykuma ansehen. Das Krankenhaus überraschte uns alle durch eine penible Sauberkeit und ein äußerst gepflegtes Aussehen, es ist wesentlich besser als man es sich vorstellt! Viel schrecklicher war für mich die Police Station, in der man direkt in die Gefängniszelle gucken kann, so dass der Gefangene komplett auf dem Präsentierteller sitzt.

 

Zurück im WEM ging es an das Knüpfen von Schlüsselanhängern unter der Leitung von Sister Sandra, eigentlich echt simpel und ich hatte auch meinen Spaß. Gefühlt 5 Stunden lang Schlüsselanhänger knüpfen reicht dann aber auch und als Basti mit der plötzlichen Aufforderung kam, wir fahren jetzt nach Dodowa, war ich zwar etwas verwirrt aber auch etwas erleichtert. Ganz verstanden hatte keiner von uns worum es ging und die Aussage ihr könnt mitkommen und gucken was wir machen oder einfach im Auto sitzen bleiben half uns nicht wirklich weiter.

 

Zum Glück waren wir neugierig und trotz des strömenden Regens, der neben der Straße einen Fluss erzeugte, stiegen wir aus dem Auto aus. Ziel von Bro Emma (gesprochen: Imah) war es neuen Brotteig herzustellen um genügend Brötchen für das Frühstück zu haben. In einer Art Bäckerei belegten wir für eine halbe Stunde die Knetmaschinen und bekamen auch noch Hilfe beim kneten und das für 5Cedi, also knapp 1€. Mit fertigem Teig ging es dann zurück ins WEM, durch den Regen und die Klimaanlage im Auto fingen wir an zu frieren, auch wenn es noch 20 Grad waren. Man merkt so langsam gewöhnen wir uns an die ständige Hitze und ab 25 Grad wird es doch frisch.

 

Im WEM ging es dann ans Brötchen formen, dass heißt alle Kinder standen in der Küche und formten ihre Brötchen, die dann am nächsten Morgen gebacken wurden. Zum Abendbrot gab es dann frittierten Yam, eine Wurzel die der Kartoffel relativ ähnlich ist, und Spiegelei, richtig lecker.

 

Geschafft vom Tag fielen wir um acht Uhr in unsere Betten und waren froh endlich schlafen zu können. Nach einer halbwegs erholsamen Nacht ging es dann am nächsten Morgen genauso trubelig los, wie beim ins Bett gehen. Die Kinder waren dabei das Haus zu putzen und die Tiere zu versorgen. Gemeinsam mit Collins und Stevie ging ich zu den Grascuttern, vielleicht als Mischung aus Kaninchen und Ratte zu beschreiben, ein Foto kommt noch. Dank des Regens am Vortag war der Weg zu den Grascuttern etwas beschwerlich und ich habe mir doch noch nasse Füße geholt. Als Ausgleich dafür hat Collins mir dann aber gezeigt wie man aus einem hohlen Ast eine Tröte baut.

 

Zum Frühstück gab es dann endlich das Brot, dessen Geruch uns den ganzen Morgen über in der Nase hing und es war das erste Brot in Ghana, das wenigstens etwas wie Brot wirkte und kein Toast war. Gestärkt ging es dann zu Fuß zur Messe, die dann noch länger dauerte als in Ashaiman. Eine Erfahrung wert, aber definitiv wird es nicht meine Lieblingsbeschäftigung in Ghana.

 

Nach der Messe ließen wir dann enttäuschte Kids zurück, denn für uns ging es mit dem Trotro zurück nach Ashaiman, die letzte Woche Twi-Unterricht. Beim Trotro fahren haben wir dann gelernt, dass man auch mit abgebrochenem Schaltknüppel noch eine gute Strecke zurück legen kann… irgendwann aber doch liegen bleibt. Dank des Weißen-Bonus, eigentlich echt unangenehm, bekamen wir Plätze im ersten vorbeifahrenden Trotro, davon fahren zum Glück immer viele in die gleiche Richtung. Der nächste Fahrer gehörte jedoch eindeutig zu der Kategorie Raser und stärkte unser gerade gewonnenes Vertrauen ins Trotro fahren nicht unbedingt. Umsteigen in Ojibi und auch da hatten wir kein richtiges Glück mit dem Trotro, ein Lehrgang im Schalten und Kuppeln hätte definitiv nicht geschadet.

 

Heile angekommen in Ashaiman, sehnten wir uns nach einer Pause und so wurde bis auf einen kurzen Zwischenstopp im Supermarkt und das Kaufen einer Yamwurzel am Straßenrand der direkte Weg nach Haus eingeschlagen. Mittagessen, Abendbrot kochen (selbstgemachte Yampommes mit Ketchup) und dann nur noch ins Bett.

 

Vorbei war ein Wochenende und auch die dritte Woche in Ghana, die Zeit ist hier einfach am rasen…

 

 

Ganz liebe Grüße

 

 

Eure Jule

 

 

 

P.S.: Über den Zaun halte ich euch natürlich auf dem Laufenden ;-)

 

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